Ergebnisse
IR-Kommunikation im Wandel: Mehr als nur Fakten – die neue Investor Experience
Die Ergebnisse des IR Benchmarks 2024 unterstreichen deutlich, dass Deutschlands führende Unternehmen verstärkt auf Transparenz und eine klare Wertevermittlung in ihrer Investor Relations (IR)-Kommunikation setzen. Die strategische Bedeutung von IR hat sich gewandelt: Von einer rein informationsgetriebenen Disziplin hin zu einem Investor Experience Center, das den Kapitalmarkt adressiert und die Werte, Ambitionen und Erfolge des Unternehmens erzählerisch präsentiert. IR wird damit zum Gesicht des Unternehmens für institutionelle und private Anleger – und zunehmend auch für eine neue Generation an Finfluencern, die finanzielle Inhalte für ein breites Publikum zugänglicher machen.
Werte als Kern der Kapitalmarktkommunikation
Die Benchmark-Ergebnisse belegen eine klare Entwicklung: Der Anteil der Unternehmen, die Unternehmenswerte prominent in ihrer IR-Kommunikation darstellen, ist von 72 % im Jahr 2022 auf beeindruckende 92 % im Jahr 2024 gestiegen. Gleichzeitig betonen immer mehr Unternehmen den wirtschaftlichen Nutzen dieser Werteorientierung – 84 % der analysierten Konzerne heben den Einfluss von Werten auf den Unternehmenserfolg hervor, ein signifikanter Anstieg im Vergleich zu den 48 % von 2022. Diese Tendenz signalisiert eine zunehmende Akzeptanz und Erwartungshaltung seitens der Investoren, dass Werte nicht nur kommuniziert, sondern als Fundament für nachhaltigen Erfolg verstanden werden.
Die Kraft der Equity Story: Warum sie für IR unverzichtbar ist
Ein weiterer zentraler Punkt der Studie ist die verstärkte Betonung der Equity Story als Schlüsselinformation auf IR-Websites. Mehr als zwei Drittel der Unternehmen (68 %) legen nunmehr explizit dar, warum sie als Investment attraktiv sind. Für Investoren bedeutet dies eine willkommene Orientierungshilfe, die klar aufzeigt, welche strategischen Vorteile ein Unternehmen bietet. Bemerkenswert ist, dass 40 % der analysierten Unternehmen dieser narrativen Komponente sogar einen eigenen Subnavigationspunkt auf ihren Websites widmen. Dies verdeutlicht, dass der Mehrwert einer gut formulierten Equity Story erkannt und verankert wird. Dennoch bleibt die Frage bestehen, warum ein Drittel der Unternehmen weiterhin auf diese bedeutende Kommunikationsform verzichtet.
Nachhaltigkeit: Ein unverzichtbares Element
Das Thema Nachhaltigkeit hat sich als tragender Pfeiler der Kapitalmarktkommunikation etabliert. Die Studie zeigt, dass der Anteil der Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsstrategien auf der IR-Website präsentieren, von 70 % auf 88 % gestiegen ist. Immer mehr Unternehmen gehen darüber hinaus und stellen den Zusammenhang zwischen nachhaltigen Investitionen und dem langfristigen Unternehmenserfolg heraus. Für Investoren ergibt sich daraus eine differenzierte Sicht auf die strategische Relevanz dieser Maßnahmen.
Kennzahlen: Fortschritte, aber Luft nach oben
Obwohl Unternehmen in puncto Wertevermittlung und Nachhaltigkeit deutliche Fortschritte gemacht haben, zeigt der Benchmark auch Schwachstellen auf. Nur 42 % der analysierten IR-Websites stellen zentrale Kennzahlen direkt und prominent dar. Dabei sind klar strukturierte, leicht zugängliche Zahlen für Investoren und Analysten der erste Schritt zu fundierten Entscheidungen. Während die Darstellung der Wertschöpfungskette von über 80 % der Unternehmen gelungen umgesetzt wird, bleibt die Transparenz hinsichtlich der Lieferkette mit nur 30 % deutlich hinter den Erwartungen. Diese Lücken bieten Potenzial für weitere Verbesserungen, um die Kapitalmarktkommunikation auf ein neues Niveau zu heben.
IR und Digitalisierung: Mehr als ein Trend, eine Notwendigkeit
Parallel zur Betonung von Transparenz und Werten gewinnt auch die Digitalisierung in der IR-Kommunikation an Bedeutung. Die Ergebnisse unserer Untersuchung zeigen, wie sich die Investor Relations (IR) bei den größten deutschen Unternehmen zunehmend als Vorreiter in der strategischen Nutzung der Digitalisierung positionieren. Rund 75 % der untersuchten Konzerne binden Digitalisierung mittlerweile explizit als Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie in die IR-Kommunikation ein. Die Analyse verdeutlicht, dass Digitalisierung nicht nur als interner Effizienztreiber, sondern als entscheidender Baustein zur langfristigen Sicherung von Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft verstanden wird. Unternehmen setzen vermehrt auf klare digitale Zielsetzungen, um ihre strategische Ausrichtung zu untermauern und den Kapitalmarkt umfassend zu informieren.
Reporting: Der Trend zu digitalen Formaten
Die Ergebnisse zeigen, dass sich digitale Berichtsformate zunehmend durchsetzen. Der NetFed IR Benchmark 2024 dokumentiert, dass die Nutzung von Online-Geschäftsberichten in HTML-Formaten auf 50 % gestiegen ist (2021: 36 %). Diese Entwicklung unterstreicht den Trend zu einer nutzerfreundlichen, interaktiven Bereitstellung von Unternehmensdaten, die Investoren und Analysten den Zugang zu relevanten Informationen erleichtert. Besonders hervorzuheben ist der Anstieg der integrierten Berichte: 46 % der Unternehmen setzen mittlerweile auf diese Form, die finanzielle und nichtfinanzielle Informationen kombiniert und so eine holistische Sicht auf die Geschäftsstrategie und Nachhaltigkeitsinitiativen bietet.
ESG: Prominent auf Websites, weniger im Reporting
Die Benchmark-Analyse zeigt, dass ESG-Themen zwar auf IR-Websites fest etabliert sind – 90 % der Unternehmen präsentieren ESG-Inhalte prominent –, doch nur 44 % der Konzerne integrieren ESG umfassend in ihre offiziellen Berichte. Diese Lücke zwischen der Website-Kommunikation und dem formalen Reporting deutet darauf hin, dass viele Unternehmen ESG als essenziell für die außenwirksame Kommunikation erachten, jedoch noch nicht durchgängig in den formellen Berichtspfaden verankert haben. Dennoch ist die Verfügbarkeit von ESG-Kennzahlen in online-optimierten Formaten für Investoren ein entscheidender Fortschritt hin zu mehr Transparenz.
Social Media im IR-Bereich: Deutsche Unternehmen zögern
Die Nutzung von Social Media bleibt im Bereich Investor Relations eine Randerscheinung, wie der aktuelle Benchmark zeigt. Nur wenige Unternehmen wagen sich an eigenständige IR-Kanäle, obwohl LinkedIn mit 76 % Nutzungsquote den bevorzugten Kanal darstellt. YouTube und Facebook spielen hingegen kaum eine Rolle, wobei die Deutsche Telekom als Vorreiter mit ihrem eigenen IR-YouTube-Kanal positive Akzente setzt. Dieser Trend zeigt, dass viele Konzerne die Möglichkeiten für einen gezielten Dialog und eine breitere Ansprache über soziale Medien noch nicht vollständig nutzen.
Die Erkenntnisse des Benchmarks 2024 verdeutlichen, dass Digitalisierung und moderne Kommunikationsansätze nicht nur Trendthemen, sondern strategische Notwendigkeiten sind, um den Kapitalmarkt nachhaltig und effektiv zu erreichen.
Nutzerfreundlichkeit und Multimedialität: Fortschritte und Herausforderungen
Die IR-Websites der deutschen Großkonzerne entwickeln sich kontinuierlich weiter und bieten Investoren, Analysten und anderen Stakeholdern zunehmend eine interaktive und ansprechende Nutzererfahrung. Ein markanter Fortschritt ist die verstärkte Integration multimedialer Inhalte, die das IR-Erlebnis lebendiger und informativer gestaltet. Diese Entwicklung unterstützt die wachsende Tendenz zu digitalen Formaten, wie in den vorherigen Abschnitten beschrieben, und ergänzt die strategischen Bemühungen um Transparenz und ESG-Kommunikation.
Steigende Nutzung von Videos und Testimonials in der IR
Die Nutzung von Videos und Testimonials ist dabei ein wichtiger Baustein: 2024 setzen 66 % der Unternehmen auf Testimonials von Führungskräften, um den direkten Dialog mit Investoren zu fördern und die Unternehmensführung greifbarer zu machen. Dies ist ein signifikanter Anstieg gegenüber 2022, als der Anteil noch bei 56 % lag. Videos als Verstärkung der IR-Botschaften sind ebenfalls auf dem Vormarsch, mit einem Anstieg von 46 % im Jahr 2023 auf 60 % im Jahr 2024. Diese multimedialen Ansätze untermauern das Ziel, IR-Inhalte zeitgemäß und wirkungsvoll zu vermitteln.
Interaktive Tools zur Kennzahlenvisualisierung
Ein weiterer Fortschritt liegt in der Nutzung interaktiver Tools zur Kennzahlenvisualisierung: 64 % der Unternehmen bieten diese Funktionen an, was Investoren ermöglicht, Unternehmenskennzahlen eigenständig zu analysieren und in den Kontext der Gesamtleistung zu setzen. Diese smarten Features fördern nicht nur die Transparenz, sondern auch das Vertrauen der Stakeholder in die IR-Kommunikation.
IR-Komplexität: Warum für die Barrierefreiheit technologische Anpassungen wichtig sind
Dennoch bringt diese Entwicklung Herausforderungen mit sich. Multimediale Elemente erfordern optimierte Ladezeiten und barrierefreie Zugänge, um allen Nutzern eine nahtlose Erfahrung zu bieten. Viele Unternehmen arbeiten bereits an der Verbesserung der Ladezeiten, doch insbesondere die Barrierefreiheit bleibt eine Schwachstelle. Videos ohne Untertitel und nicht barrierefreie PDF-Dokumente sind Hürden, die die Inklusion bestimmter Nutzergruppen beeinträchtigen. Die wachsende Komplexität der IR-Websites durch interaktive und multimediale Inhalte macht kontinuierliche Investitionen in Barrierefreiheit und technologische Anpassungen erforderlich, um den Bedürfnissen aller Stakeholder gerecht zu werden.
Fazit
Der aktuelle IR Benchmark verdeutlicht, dass die führenden deutschen Unternehmen ihre Investor-Relations-Strategien erfolgreich an die wachsenden Erwartungen der Kapitalmarktteilnehmer angepasst haben. Die klare Fokussierung auf Transparenz, Werteorientierung und eine durchdachte digitale Kommunikation stärkt das Vertrauen und fördert langfristige Investorenbeziehungen.
Die Verschmelzung von finanziellen und nichtfinanziellen Informationen in integrierten Berichten und die verstärkte Nutzung multimedialer Inhalte unterstreichen den strategischen Wandel hin zu einer umfassenden und zugänglichen Berichterstattung. Gleichzeitig bleibt die Umsetzung von Barrierefreiheit eine wesentliche Herausforderung, die angegangen werden muss, um die Balance zwischen technologischem Fortschritt und Inklusion zu wahren.
Für IR-Verantwortliche liegt die strategische Priorität darin, kontinuierlich in digitale Innovationen zu investieren, die Transparenz zu stärken und gleichzeitig sicherzustellen, dass alle Stakeholder Zugang zu relevanten Informationen haben. So kann eine nachhaltige, zukunftsgerichtete Kapitalmarktkommunikation gewährleistet werden.
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