CSR-Kommunikation by Schaeffler: Nachhaltigkeit ist viel mehr als Klimaschutz!
Aufgestiegen auf Platz 3 im CSR-Benchmark: Die Schaeffler AG! Wie Schaeffler den Nachhaltigkeitsbericht über die Jahre weiterentwickelt hat und welche Vorteile die eigene Microsite mit sich bringt, darum geht es im Interview. Senior Vice President Global Branding & Corporate Marketing Nadja Lemke und Sustainability Reporting-Experte Tim Sharp erzählen, wo sie beim Nachhaltigkeitsbericht Akzente setzen.
Die Schaeffler AG belegt den 3. Platz im diesjährigen CSR Benchmark. Im Interview erzählen Senior Vice President Global Branding & Corporate Marketing Nadja Lemke und Sustainability Reporting-Experte Tim Sharp, wie Schaeffler den Nachhaltigkeitsbericht über die Jahre weiterentwickelt hat und welche Vorteile die eigene Microsite mit sich bringt.
NetFed: Sie zählen zu den Aufsteigern des Jahres in unserem neuen CSR-Benchmark. Herzlichen Glückwunsch zum Sprung auf den dritten Platz! (Platzierung aus dem Vorjahr 2022: Platz sieben). Welche Maßnahmen haben Sie in den letzten zwölf Monaten veranlasst, um die Performance Ihrer CSR-Webseite zu steigern?
Nadja Lemke und Tim Sharp: Diese Auszeichnung freut uns und bestätigt uns darin, den eingeschlagenen Weg weiter fortzuführen. Unser Ziel ist es, unsere Stakeholder übersichtlich und vollumfänglich über unsere Fortschritte im Bereich der Nachhaltigkeit zu informieren. Deswegen stellen wir unseren Nachhaltigkeitsbericht auch als interaktive Online-Version zur Verfügung und erreichen so ein breites Publikum mit unseren Themen. Die neue Berichtsstruktur ist im Einklang mit unserer weiterentwickelten Nachhaltigkeitsstrategie und den darin definierten zehn Handlungsfeldern entstanden. Im Nachhaltigkeitsbericht 2022 geben wir konkrete Beispiele, wie wir unsere Nachhaltigkeitsziele erreichen wollen. Neu ist ein Video-Statement von unserem CEO, in dem der hohe Stellenwert des nachhaltigen Wirtschaftens für das Unternehmen verdeutlicht wird. Darüber hinaus nutzen wir interaktive und cross-multimediale Präsentationsformen wie animierte Kennzahlenvergleiche, Infografiken und Videos. Dabei dient unser Online-Nachhaltigkeitsbericht, beziehungsweise die entsprechende Microsite als zentraler Informationshub, auf den wir von unterschiedlichen Kanälen verweisen. Auf dieser Microsite gibt es zudem die Möglichkeit, an einer Stakeholder-Umfrage teilzunehmen, die es uns wiederum ermöglicht zu verstehen, wer unseren Bericht liest und welche Themen von besonderem Interesse sind.
CSR geht weit über Klimaschutz hinaus
NetFed: Für welche Themen rund um die gesellschaftliche Verantwortung der Schaeffler AG interessieren sich Ihre Zielgruppen besonders?
Nadja Lemke und Tim Sharp: Zahlreiche Stakeholder legten zunächst ihren Fokus auf das Thema Klimaschutz. Und auch wir hatten uns in den letzten Jahren besonders auf das Erreichen der Klimaneutralität für das Unternehmen konzentriert. Hierzu gibt es nun einen konkreten Plan mit definierten Meilensteinen, dieses Ziel bis 2040 für Scope 1, 2 und 3 upstream zu erreichen. Über die einzelnen Maßnahmen geben wir möglichst detailliert Auskunft. Aber klar ist auch, Nachhaltigkeit ist viel mehr als Klimaschutz. Daher bezieht sich unsere Nachhaltigkeitsstrategie nicht nur auf Umwelt (Environment), sondern auch auf die Bereiche Soziales (Social) und Governance, also gute Unternehmensführung. Wir verfolgen damit eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie im Einklang mit der ESG-Logik.
Nachhaltigkeit in der Gesellschaft: Stakeholder fragen aktiv nach CSR-Themen
NetFed: Worin sehen Sie in der CSR-Kommunikation aktuell die größte Herausforderung und worin die größte Chance?
Nadja Lemke und Tim Sharp: Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Breite der Gesellschaft angekommen. Unternehmen und Verbraucher messen ihr einen hohen Stellenwert bei und wir bemerken im Austausch mit unseren Stakeholdern, dass das Verständnis für diesen Themenkomplex zugenommen hat. Die Menschen schauen nun genauer hin und auch die Erwartungshaltung gegenüber Unternehmen hat zugenommen. Ein gutes Beispiel sind Kundenanfragen mit Bezug zu ESG-Themen. Zwischen 2018 und 2022 haben sich diese Anfragen an unser Unternehmen fast versiebenfacht. Nach wie vor sind konkrete Nachhaltigkeitsziele und Transparenz von großer Bedeutung, aber längst nicht mehr ausreichend. Konkrete Aktionspläne mit Meilensteinen und gut beschriebenen Maßnahmen sind wichtig, um den eigenen Anspruch glaubhaft untermauern zu können. Es geht darum, den Lesern den roten Faden zu verdeutlichen, wie wir unsere Ziele erreichen. Wir wollen auch belegen, dass Nachhaltigkeit einen wichtigen Stellenwert für die Marke Schaeffler hat und die Bedeutung einer nachhaltigen Unternehmensführung für uns stetig zunimmt. Gleichzeitig erfordern die gesetzlichen Vorgaben bestimmte Standards für das Reporting, die diesen Anspruch unterstützen. Eine anschauliche und leichtverständliche Darstellung der Daten und Fakten die gleichzeitig dem Anspruch der größtmöglichen Vollständigkeit genügt, kann auch zur Herausforderung werden. Auch aus diesem Grund haben wir uns bei unserem Nachhaltigkeitsbericht vor einigen Jahren bewusst für die eigene Microsite entschieden. So können wir es unseren Stakeholdern ermöglichen, beliebig tief in die Thematik einzusteigen. Zudem sind wir bei der Microsite in technischer Hinsicht flexibel, was die Formatauswahl zur Aufbereitung der Inhalte und die Nutzung für weitere Kanäle wie Social Media angeht.
CSR-Berichterstattung als digitales Reporting
NetFed: Seit wann setzen Sie einen Online-Nachhaltigkeitsbericht um, und welche Erfahrungen haben Sie mit dem digitalen Reporting gemacht?
Nadja Lemke und Tim Sharp: Seit 2016 veröffentlicht Schaeffler jährlich seinen Nachhaltigkeitsbericht. Anfangs noch in gedruckter Form, 2017 kam dann der erste Online-Nachhaltigkeitsbericht dazu. Seit der Ausgabe für das Jahr 2018 wird dieser ausschließlich online publiziert. Von zentraler Bedeutung sind dabei Nutzerfreundlichkeit und Übersichtlichkeit. Wir haben uns vorgenommen, bei unseren Nachhaltigkeitsaktivitäten die größtmögliche Transparenz an den Tag zu legen und allen Interessierten die Möglichkeit zu bieten, schnell an die gewünschten Informationen zu kommen. Durch das digitale Reporting können wir komplexe Informationen anschaulicher und verständlicher kommunizieren. Egal ob mit dem Smartphone, Tablet oder Computer, unser digitaler Bericht kann flexibel über unterschiedliche Endgeräte gelesen werden. Über entsprechende Posts auf unseren Social-Media-Kanälen kommen wir verstärkt mit unseren Stakeholdern in den Austausch und erhalten wertvolles Feedback.
NetFed: Analog dazu sehen wir auch, dass viele CSR-Webseiten nicht alle Chancen und Vorlagen optimal nutzen. Ein Beispiel: Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das seit Januar 2023 in Kraft ist. Sie haben auf Ihrer Webseite das Thema Lieferkette gut aufbereitet. Wie sind Sie vorgegangen?
Nadja Lemke und Tim Sharp: Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich unser Reporting an inhaltlichen Vorgaben orientiert. Schaeffler ist ein verarbeitendes globales Industrieunternehmen mit Kunden in zehn Sektoren. Uns ist bewusst, dass unser Lieferkettenmanagement einen besonderen Anteil daran hat, dass wir nachhaltig wirtschaften. Wir hatten bereits 2021 begonnen, uns auf das anstehende LkSG vorzubereiten und die Schaeffler-Werte im Hinblick auf die Achtung der Menschenrechte weiter zu schärfen. So wurden zum Beispiel im gleichen Jahr auch unser Unternehmenskodex sowie der Lieferantenkodex aktualisiert. Basierend auf dem Nachhaltigkeitsbericht 2021 haben wir eine Analyse zum Thema Nachhaltigkeit in der Lieferkette durchgeführt und so Handlungspunkte identifiziert. Hilfreich war dabei ein intensiver Austausch mit den relevanten Fachbereichen, um anstehende Maßnahmen schon vor Inkrafttreten des LkSG bestimmen und im Bericht aufnehmen zu können. Dazu gehört unter anderem, dass wir umfassend über den Aufbau eines Compliance Management Systems für Menschenrechte berichtet haben.
So unterstützt Digitalisierung nachhaltiges Handeln
NetFed: Inwiefern unterstützt die Digitalisierung sowohl Ihre Arbeit als auch die Schaeffler Gruppe insgesamt, um nachhaltiger zu wirtschaften?
Nadja Lemke und Tim Sharp: Digitale Lösungen sind elementar, um das Unternehmen in Summe nachhaltiger zu gestalten. Das gilt besonders für intelligente Produkte und Dienstleistungen, digitale Lieferketten und natürlich den digitalen Arbeitsplatz. Vor allem nutzen wir digitale Lösungen, um unsere Geschäftsmodelle zu optimieren, auch hier ist Transformation zu nachhaltigem Wirtschaften essenziell. Ein gutes Beispiel ist die Arbeit mit Augmented-Reality-Brillen. Dadurch haben unsere Expertinnen und Experten die Möglichkeit, von Ihrem Arbeitsplatz aus regionale Teams auf der ganzen Welt bei technischen Fragestellungen direkt an den Maschinen zu unterstützen. Reisen werden vermieden und CO2 und Ressourcen eingespart.
Nachhaltige digitale Produkte spielen natürlich auch eine wesentliche Rolle. Schaeffler hat beispielsweise einen intelligenten Schmierstoffgeber für Industrieanlagen im Portfolio. Mit einem datenbasierten Schmierstoffmanagement kann an vielen Maschinen der Einsatz von Schmierstoffen optimiert werden. Damit werden Ressourcen eingespart und die Lebensdauer von Maschinen verlängert. Bei Schaeffler ist klar: Um unsere ambitionierten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, müssen wir alle uns zur Verfügung stehenden Hebel in Bewegung setzen. Digitale Lösungen befähigen uns dabei in vielen Bereichen, so natürlich auch in der Produktion: Hier wollen wir möglichst viele Einsparpotentiale nutzen. Dabei helfen uns Daten – und darauf basierend eine intelligente Steuerung. Außerdem können wir solche Lösungen dann direkt global ausrollen und skalieren.
NetFed: Abschließend noch ein kleiner Blick in die Glaskugel. Gibt es aus Ihrer Sicht CSR-Themen, die in der Kommunikation zukünftig an Bedeutung gewinnen werden?
Nadja Lemke und Tim Sharp: Die rechtlichen Vorgaben für die Berichtsanforderungen an Unternehmen werden in den nächsten Jahren weiter ausdifferenziert und zunehmen – denken Sie zum Beispiel an die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), mit der der Gesetzgeber einen deutlich höheren Anspruch an Vollständigkeit beziehungsweise die Qualität und Quantität von Daten und Informationen formuliert. Die Anforderungen an mittelgroße und große Unternehmen sind gestiegen und müssen nun auch in der Lieferkette stärker berücksichtigt werden. In diesem Sinne wollen wir auch gemeinsam mit unseren Geschäftspartnern mehr Transparenz erreichen, vor allem für die Lieferkette. Der Fokus der vergangenen Jahre auf den Klimaschutz ist sicherlich richtig gewesen, für uns rücken aber auch weitere Themen wie beispielswiese Biodiversität und auch Kreislaufwirtschaft zunehmend ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Natürlich in der Produktion, aber auch mit Blick auf unsere Produkte. Das Thema Kreislaufwirtschaft hat bei Schaeffler viele Facetten wie Wiederverwendung, Aufbereitung, Überarbeitung und Recycling. Diese strategischen Ansätze sind immer auch erklärungsbedürftig. Unser Anspruch an uns selbst bleibt hoch – wir wollen auch zukünftig übersichtlich und faktenorientiert auf einer klaren Datenbasis berichten, um den Informationsbedarf unserer Stakeholder zu erfüllen.
NetFed: Herzlichen Dank für das Gespräch!
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