Google Trends 2020: Von der Hummer- zur Finanzkommunikation
2020 war für uns alle ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Jahr, psychisch wie körperlich sehr fordernd, soziale Kontakte mussten weitestgehend vermieden werden. Viele Formen von Kommunikation haben sich noch stärker als bisher in den digitalen Raum verlagert. Wir haben uns die Google Trends 2020 angeschaut und erläutern, warum diese Suchmuster besonders im Bereich Investor Relations eine große Rolle spielen.
Kommunikation an sich war eines der großen Themen bei Google-Suchanfragen im Jahr 2020. Eine der beliebtesten Anfragen lautete: „Wie kommunizieren Hummer?“ Kein Scherz! Die Krebstiere kommunizieren olfaktorisch – also über Gerüche – genauer gesagt über Blasen, die am Kopf gebildet werden. Unterhaltsam, aber für Menschen eher keine Alternative.
Sozialpolitische Themen genießen steigende Relevanz
Natürlich gab es auch deutlich ernstere Suchanfragen. Vor allem sozialpolitische Themen genossen große Aufmerksamkeit. In unseren Benchmarks fällt auf, dass Unternehmen diese Themen häufig in ihren Einzelbereichen kaum bedienen. 2020 stellt für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik eine Zäsur dar, nichts wird wieder so sein, wie es mal war. 2021 wird zeigen, ob vor allem die Wirtschaft verstanden hat, an welcher Stelle von ihr Antworten gefordert werden, um im Umbruch von globalen Märkten und Kapitalismus nicht unterzugehen.
Black Lives Matter, Diversity, Rassismus gehörten ebenso zu den meistgesuchten brennendsten Themen, wie die Anfrage: Wie kann ich helfen? Menschen wollten nach Katastrophen wie den Buschbränden in Australien, der Corona-Krise, der Black-Lives-Matter-Bewegung oder den dramatischen Zuständen in Beirut nach der Explosion ihren gesellschaftlichen Teil zu einer Verbesserung der Zustände leisten. Menschen sind in diesen Krisenzeiten bereit, mehr zu unterstützen – durch Taten und durch Spenden.
Selbstverständlich war DAS Thema Nummer Eins die Corona-Pandemie. Das Coronavirus bestimmt die Nachfrage sowohl bei den allgemeinen Google-Suchbegriffen als auch bei den präsentierten Google-Schlagzeilen.
Doch gleich hinter der US-Wahl und täglich konstanten Suchbegriffen, wie dem „Wetter morgen“, tauchen Themen auf, bei denen IR-Verantwortliche in Unternehmen hellhörig werden dürften.
Was bedeutet das für die Finanz- und Unternehmenskommunikation?
Aktien sind inzwischen ein Thema für die breite Masse. Insbesondere der Wirecard-Skandal sowie die Suche nach „Biontech Aktie“ oder „Lufthansa Aktie“ zeugen vom gestiegenen Interesse der User an Finanzthemen im Jahr 2020. Und tatsächlich war die generelle Nachfrage nach Aktien noch nie so hoch wie in diesem Jahr. Das liegt neben der dauerhaften Niedrigzinspolitik primär an zwei Gründen:
COVID-19 hat eine Masse an Arbeitnehmern ins Homeoffice verbannt. Der Digitalisierungsschub trifft auch die deutschen Anleger in ihrem Wohnzimmer. Noch nie hatte der Großteil der Bevölkerung so viel Zeit sich mit neuen digitalen Angeboten zu beschäftigen. Zudem ist die monatlich verfügbare Liquidität für einige so hoch wie nie zuvor, weil der Konsum quasi erstickt und z.B. der Urlaub ins Wasser gefallen ist. Zum anderen hat sich nach dem Börsen-Crash im Februar und März durch günstige Einstiegskonditionen eine Art Goldgräberstimmung entwickelt. Die Anzahl der – insbesondere jungen – Anleger hat sich deutlich erhöht. Menschen, die zuvor wenig mit der Börse zu tun hatten, haben ihre Anlegeridentität entdeckt.
Das mobile user-freundliche Angebot an Finanz-Apps und -Plattformen ist mittlerweile fantastisch! Die Fintechs werden langsam erwachsen und graben den alteingesessenen Filialbanken – mit ihren hohen Fixkosten, einer uralten IT und einem überteuren 19-Euro-Trading-Angebot – leicht das Wasser ab. Den privaten Anlegern wird es derzeit so einfach gemacht wie nie zuvor. Apps wie Trade Republic, eToro, Smartbroker oder justTRADE machen Börsenmakler à la Wolf of Wall Street für sie überflüssig. Jeder kann immer und überall live am Aktiengeschäft teilnehmen. Banking ist cool, aber niemand braucht Banker!
Finanzkommunikation muss sich anpassen
Das bedeutet für Finanzpresse und Investor Relations der börsennotierten Konzerne, dass sie aus ihrem Dornröschenschlaf aufwachen sollten. Die meisten Konzerne legen Wert auf institutionelle Anleger, Analysten, Vermögensverwalter etc. Private Kleinanleger fallen oft unter den Tisch. Doch genau diese Zielgruppe wird in diesen Tagen immer interessanter. Neue, frische Privatanleger legen Wert auf ESG-Kriterien und interessieren sich nun für den Aktienmarkt und DAX30. Unternehmen müssen im Umkehrschluss gerade jetzt diese Anleger überzeugen, warum sich ein Investment in ihr Unternehmen lohnt.
Der Anteil der privaten Anleger am Aktienmarkt ist zwar nach wie vor im Verhältnis sehr gering, doch er dürfte in Zukunft wachsen. Die Generation, die ihre Rücklagen regelmäßig auf das Sparbuch eingezahlt hat, verschwindet. Jüngere Altersklassen sind risikobereiter und haben weniger Scheu vor dem Börsenparkett, was durch gute digitale Angebote immer transparenter und leicht verständlich wird.
Das Jahr 2020 hat vieles verändert, auch in Sachen Anlagestrategie. Investor Relations hat hier einiges an inhaltlichen Hausaufgaben vor der Brust.
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