Die REWE Group belegt den 1. Platz im diesjährigen CSR Benchmark. Vollkommen zurecht: Im Interview erzählen Julia Dopjans und Pierre de la Motte von der umfassenden und durchdachten Nachhaltigkeitskommunikation des Konzerns.
NetFed: Herzlichen Glückwunsch zum ersten Platz in unserem CSR Benchmark! Da habt Ihr im Vergleich zum Vorjahr (Platz 9 mit 633 Punkten) einen enormen Sprung nach vorne gemacht. Kannst Du uns beschreiben, welche Maßnahmen Ihr in den letzten Monaten auf der CSR Website umgesetzt habt?
Julia Dopjans und Pierre de la Motte: Über das Ergebnis freuen wir uns natürlich sehr! Nachhaltiges Handeln ist für uns kein Trend, sondern ein wesentlicher Teil unserer Geschäftsstrategie. Das wollten wir transparent machen: Auf unserer überarbeiteten Website stellen wir daher nicht nur unsere Strategie und wichtigsten Handlungsfelder vor, sondern auch ganz konkrete Ziele und Kennzahlen: Was haben wir uns im Bereich Klimaschutz, Tierwohl oder Menschenrechte vorgenommen? Welche Maßnahmen setzen wir um und wo stehen wir aktuell? Wir geben Einblick in sämtliche Leitlinien, die einen verbindlichen Handlungsrahmen für uns und unsere Geschäftspartner definieren. Im neu geschaffenen Politik-Bereich ergänzen Positionspapiere zu Nachhaltigkeit und Umwelt die politische Perspektive. Und nicht zuletzt liefern wir im Newsroom einen Blick hinter die Kulissen unserer nachhaltigen Projekte - mit redaktionellen Interviews, Berichten und Reportagen.
Leitlinien zu Nachhaltigkeit und Verantwortung auf der Website
NetFed: Ihr präsentiert auf der Website eigene CSR-Leitlinien. Diese entwickelt Ihr auch stetig weiter. Welche Faktoren sind für die Weiterentwicklung Eurer Leitlinien entscheidend?
Julia Dopjans und Pierre de la Motte: Grundsätzlich ist die gesamtheitliche Betrachtung der Lieferketten ein wichtiges Element der REWE Group Nachhaltigkeitsstrategie. Wir legen großen Wert auf die Auswahl der Lieferanten unserer Eigenmarken, Kooperationen und Zertifizierungen. Um unserer Verantwortung innerhalb der globalen Warenströme gerecht zu werden, arbeiten wir seit Jahren aktiv an der Weiterentwicklung von Umwelt- und Sozialstandards. Unsere Leitlinien helfen uns dabei, die Transparenz und Messbarkeit unserer Maßnahmen zu erhöhen. Sie definieren einen verbindlichen Handlungsrahmen für die Geschäftsbeziehungen mit Vertragspartnern in den Eigenmarken-Lieferketten der REWE Group.
Politik als zentrales Kommunikationsthema
NetFed: Ihr seid eines der wenigen Unternehmen, bei denen das Thema Politik zentral auf der Corporate Website platziert ist. Warum ist das Thema bei Euch ein solch zentraler Bestandteil in der Unternehmenskommunikation?
Julia Dopjans und Pierre de la Motte: Mit über 280.00 Mitarbeitern allein hierzulande sind wir einer der größten Arbeitgeber in Deutschland, daraus ergibt sich auch eine gewisse Verantwortung. Auch stehen wir bundesweit jede Woche mit über 50 Millionen Kund:innen im Kontakt. Wir können mit unserer Erfahrung als Praxischeck fungieren, deshalb bringen wir aktiv die unternehmerische Perspektive in den Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ein. Dabei gehen unsere Public Affairs-Kolleg:innen transparent vor, was der Auftritt im Netz unterstreicht und weiter stärken soll.
Digitale Ethik: Verlässliche Leitlinien für alle
NetFed: In unserem Benchmark berücksichtigen wir auch das Thema Datenschutz, Datenverantwortung und Medienkompetenz. Wie lässt sich Digitale Ethik auch im Unternehmen praktisch umsetzen?
Julia Dopjans und Pierre de la Motte: Mit der Entwicklung und dem Einsatz komplexer Technologien geht für uns eine besondere Verantwortung einher. Insbesondere die Entwicklung von Projekten rund um künstliche Intelligenz braucht aus unserer Sicht zukunftsgerichtete und verlässliche Leitlinien. Daher haben wir als REWE Group ein „AI Manifesto“ entwickelt und öffentlich zugänglich gemacht. Das Dokument wurde gemeinsam von Kolleginnen und Kollegen aus der Technologie sowie Research und Innovation, aber auch Kommunikation und Public Affairs geschrieben und gibt klare, verständliche Empfehlungen für die Entwicklung und Nutzung von KI und KI-Anwendungen. In einem sich so dynamisch entwickelnden Bereich ist es wichtig, fach- und auch branchenübergreifend im Austausch zu bleiben und das eigene Handeln regelmäßig zu hinterfragen.
CSR-Kommunikation in Krisenzeiten
NetFed: Inwiefern hat die Corona-Pandemie Eure CSR-Kommunikation beeinflusst? Welche Themen rückten dadurch stärker in den Fokus?
Julia Dopjans und Pierre de la Motte: Als Unternehmen hat uns die Pandemie extrem gefordert. Die uneingeschränkte Versorgung der Verbraucher:innen mit sicheren Lebensmitteln war gerade in der Zeit des ersten Lockdowns eine große Kraftanstrengung für alle Kolleginnen und Kollegen – vor allem in den Märkten und der Logistik. Berichterstattungen über Regallücken bei Toilettenpapier, Nudeln oder Mehl haben viele Menschen verunsichert. Uns ging es in der Kommunikation vor allem darum, sachlich zu erklären, dass die Versorgung der Menschen in Deutschland mit Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs zu jeder Zeit gesichert war. Gleichzeitig konnten wir sehen, dass die Nachfrage nach nachhaltigeren Produkten enorm gewachsen ist. Gesunde und ausgewogene Ernährung mit Bio- und Regional-Produkten sowie mit Lebensmitteln, deren Herkunft und Verarbeitung transparent als nachhaltiger zu erkennen sind, hat bei vielen Menschen an Bedeutung gewonnen. Das zeigen auch Ergebnisse unserer Marktforschung: Die Pandemie hat das Bedürfnis der Verbraucher:innen nach Nachhaltigkeit und die Orientierung zu sinnhaftem Konsum weiter verstärkt. Dem wollten wir auch in der Kommunikation Rechnung tragen.
Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung: Ein Ausblick
NetFed: Das Thema CSR ist nun endgültig bei allen Konzernen auch fachbereichsübergreifend als Managementthema aufgehangen. Ein kleiner Blick in die Glaskugel: Welchen Stellenwert erhält CSR bei Euch in den nächsten Jahren?
Julia Dopjans und Pierre de la Motte: CSR wird weiterhin eine wachsende Bedeutung für uns haben. Wir dürfen über Corona nicht vergessen, dass der Klimawandel und der Verlust von Artenvielfalt nach wie vor große Bedrohungen sind – die, nebenbei bemerkt, eine unmittelbare Bedeutung für die Erzeugung von Lebensmitteln haben. Wir sind überzeugt, dass wir als Unternehmen eine große Verantwortung und vor allem auch die Innovationskraft haben, um ökologische und soziale Probleme anzupacken und Lösungen zu entwickeln. Und auch unsere Kund:innen werden uns weiterhin und immer verstärkter in die Pflicht nehmen, unserer Verantwortung als Teil der Gesellschaft nachzukommen und entsprechende Belege zu erbringen. Wir werden in Sachen Nachhaltigkeit keinen Punkt erreichen, an dem wir sagen können: „Mission erfüllt“. Sondern nachhaltigeres Wirtschaften ist ein dauernder Prozess mit stets neuen Herausforderungen, denen wir uns gerne stellen.
NetFed: Vielen Dank für die Einblicke und alles Gute für Euch!
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