CSRD Omnibus: Wenn Nachhaltigkeitsberichterstattung auf EU-Bürokratie trifft – Ein Wegweiser durch den Regulierungsdschungel
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CSRD Omnibus: Vom Bürokratie-Monster zur Chance. Wie die neuen EU-Regeln zur Nachhaltigkeitsberichterstattung Ihrem Unternehmen mehr Flexibilität und Zeit verschaffen.
Der Omnibus kommt – aber diesmal mit Verspätung
Kennen Sie das? Sie hören "CSRD Omnibus" und verstehen nur Bahnhof. Keine Sorge, damit sind Sie in guter Gesellschaft. Während die einen bei "Omnibus" nostalgisch an Schulausflüge denken, und andere bei "CSRD" vielleicht an eine neue Kryptowährung, handelt es sich tatsächlich um ein Regulierungspaket, das die Nachhaltigkeitsberichterstattung in der EU grundlegend verändern wird.
Der CSRD Omnibus ist nun sozusagen die kurzfristige Fahrplanveränderung mit geänderter Zielhaltestellen– allerdings nur für bestimmte Schüler in der Klasse.
Aber von vorn:
Die konkreten Änderungen – Was der CSRD-Omnibus tatsächlich mitbringt
Die EU-Kommission hat Ende Februar erkannt, dass ihre ambitionierten Pläne zur Nachhaltigkeitsberichterstattung für viele Unternehmen kaum umsetzbar sind. Das Omnibus-Paket bringt substanzielle Erleichterungen, die mehr als nur kosmetische Korrekturen darstellen. Für die Berichtspflicht gilt nun eine differenzierte Regelung:
- Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitenden werden vollständig von der CSRD-Berichtspflicht ausgenommen
- Größere Unternehmen (über 1.000 Mitarbeitende) erhalten einen zweijährigen Aufschub für ihre erste Berichterstattung – der erste Bericht wird erst 2028 für das Geschäftsjahr 2027 fällig
Die zweite wesentliche Veränderung betrifft den Umfang der Berichtspflichten. Der ursprüngliche CSRD-Entwurf hätte Unternehmen zu einer umfassenden Berichterstattung über zahlreiche Nachhaltigkeitsaspekte verpflichtet – unabhängig von deren tatsächlicher Relevanz für das jeweilige Geschäftsmodell. Der Omnibus führt nun eine stärkere Fokussierung auf wesentliche Nachhaltigkeitsthemen ein. Unternehmen können sich auf die für sie materiellen Aspekte konzentrieren, was besonders für mittelständische Betriebe eine erhebliche Erleichterung darstellt. Für KMUs werden zudem proportionale Standards eingeführt, die den geringeren Ressourcen dieser Unternehmen Rechnung tragen. Auch die Anforderungen an die Wertschöpfungsketten-Analyse wurden für den Mittelstand reduziert – eine der größten Herausforderungen bei der ursprünglichen CSRD-Konzeption.
Der dritte Bereich der Vereinfachung betrifft den Umgang mit Daten. Die EU hat erkannt, dass perfekte Datensätze in vielen Fällen eine Illusion sind – insbesondere, wenn es um Informationen aus komplexen globalen Lieferketten geht. Der Omnibus führt daher einen pragmatischeren "Best-Effort"-Ansatz ein, der Unternehmen bei Datenlücken entgegenkommt, solange sie nachweislich alle zumutbaren Anstrengungen unternommen haben. Auch die Prüfungsanforderungen werden nun gestaffelt eingeführt, was Unternehmen mehr Zeit gibt, ihre internen Prozesse für die externe Verifizierung vorzubereiten. Die Anforderungen an die Doppelwesentlichkeit – also die Betrachtung sowohl der finanziellen als auch der Auswirkungswesentlichkeit – wurden ebenfalls vereinfacht und praxisnäher gestaltet.
Die praktischen Herausforderungen – Was auf CSR-Verantwortliche tatsächlich zukommt
Trotz dieser Erleichterungen bleiben erhebliche Herausforderungen bestehen, mit denen sich Nachhaltigkeitsverantwortliche auseinandersetzen müssen. Der wahre Elefant im Raum ist nach wie vor die Datensammlung und -qualität. Anders als bei der Finanzberichterstattung existieren für Nachhaltigkeitsdaten oft keine etablierten Erfassungssysteme. Während Finanzbuchhaltung seit Jahrhunderten praktiziert wird, steckt die systematische Erfassung von ESG-Daten noch in den Kinderschuhen. Die größte Herausforderung liegt in der Erhebung konsistenter, vergleichbarer und prüfbarer Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Unternehmen müssen hier Grundlagenarbeit leisten – von der Definition relevanter Kennzahlen bis hin zum Aufbau digitaler Infrastrukturen für die Datenerfassung.
Ein weiteres anspruchsvolles Feld ist die Integration der Nachhaltigkeitsberichterstattung in bestehende Berichtsstrukturen. Die CSRD erfordert eine enge Verzahnung mit der Finanzberichterstattung. In der Praxis bedeutet dies, dass Unternehmen ihre Berichtsprozesse neu strukturieren und ESG-KPIs mit finanziellen Kennzahlen in Einklang bringen müssen. Dies führt häufig zu der Notwendigkeit neuer Software, angepasster Prozesse und intensivierter Zusammenarbeit zwischen Abteilungen, die bisher kaum Berührungspunkte hatten. Der Finanzvorstand und der Nachhaltigkeitsmanager müssen plötzlich eine gemeinsame Sprache finden – keine triviale Aufgabe angesichts unterschiedlicher Fachterminologien und Prioritäten.
Besondere Aufmerksamkeit verdient auch die Prüfungsfähigkeit der Berichte. Ab 2025 für große kapitalmarktorientierte Unternehmen und später gestaffelt für andere Unternehmensgrößen ist eine externe Prüfung der Nachhaltigkeitsberichte verpflichtend – zunächst mit begrenzter, später mit hinreichender Prüfungssicherheit. Dies stellt völlig neue Anforderungen an die Dokumentation und Nachvollziehbarkeit der Datenerhebung. Die Belastbarkeit der Nachhaltigkeitsinformationen wird damit ebenso wichtig wie die Daten selbst. Unternehmen müssen Prozesse implementieren, die eine lückenlose Dokumentation von der Datenquelle bis zum finalen Bericht gewährleisten – eine Herausforderung, die in ihrer Komplexität nicht unterschätzt werden sollte.
Mehr als nur eine Compliance-Übung
Die CSRD und ihr Omnibus-Paket mögen zunächst wie ein bürokratisches Ungetüm erscheinen, das vor allem Arbeit und Kosten verursacht. Doch bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass hinter der komplexen Regulierung ein sinnvolles Ziel steht: die Transformation hin zu einem nachhaltigeren Wirtschaften messbar und vergleichbar zu machen.
Unternehmen, die die neuen Anforderungen nicht als lästige Pflicht, sondern als Chance zur strategischen Positionierung begreifen, werden mehrfach profitieren. Erstens verbessern sich durch die systematische Erfassung und Analyse von Nachhaltigkeitsdaten interne Prozesse und Risikomanagement. Zweitens steigt die Attraktivität für Investoren, die zunehmend ESG-Kriterien in ihre Anlageentscheidungen einbeziehen. Und drittens entwickeln sich durch die vertiefte Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsaspekten oft innovative, zukunftsfähigere Geschäftsmodelle.
Der CSRD-Omnibus bietet nun etwas mehr Zeit und Flexibilität für diesen Transformationsprozess. Diese Chance sollten Unternehmen nutzen, um ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung gründlich und strategisch aufzusetzen, statt in hektischen Aktionismus zu verfallen. Denn auch ein verspäteter Omnibus bringt Sie nur ans Ziel, wenn Sie rechtzeitig einsteigen und die Reiseroute sorgfältig planen.
Nachhaltigkeit ist keine vorübergehende Mode, sondern ein fundamentaler Wandel in der Geschäftswelt. Die CSRD mag komplex sein, aber sie spiegelt letztlich nur die Komplexität der Herausforderungen wider, vor denen wir als Gesellschaft stehen. Wer diese Komplexität annimmt und konstruktiv damit umgeht, wird nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen, sondern sein Unternehmen zukunftsfähig positionieren.
Und ein Hinweis sei an der Stelle noch gegeben: Das vorgestellte Omnibus-Paket ist zwar auf den Weg gebracht, doch bevor es sein Ziel erreicht, stehen noch einige Haltestellen an.
Zunächst müssen das Europäische Parlament und der Rat der Europäischen Union über die Details beraten und eine gemeinsame Route festlegen. Wie lange die Fahrt dauert, bleibt ungewiss – denn während einige Mitreisende, insbesondere die rechtskonservative Mehrheit im Parlament, auf eine schlankere Regulierung drängen, möchten andere keine Abstriche bei den Berichtspflichten machen.
Gleichzeitig könnten die 20 EWR-Staaten, die die CSRD bereits in nationales Recht umgesetzt haben, an der nächsten Kreuzung auf die Bremse treten.
Ob der Omnibus zügig durchfährt oder sich in langwierigen Stau zum Stehen kommt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Sicher ist: Die Diskussion um die Berichtspflichten ist noch lange nicht am Endbahnhof angekommen.
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