Ausblick 2025 – 10 Thesen zur Entwicklung der Finanzkommunikation

Willkommen im neuen Jahr! Wir hoffen, sie hatten einen guten Start in diesen turbulenten Zeiten: 2025 steht unter den Vorzeichen von Unsicherheit und Veränderung. Geopolitisch knirscht es buchstäblich an allen Ecken und Enden in fast jedem Winkel der Welt. Donald Trump wird in wenigen Wochen als Wahlgewinner ins Weiße Haus einziehen. Deutschland steht derzeit ohne mehrheitsfähige Regierung da und es ist jetzt schon absehbar, dass es schwierige Koalitionsverhandlungen geben wird. Obwohl die Börsen mit Höchstwerten protzen, befindet sich die deutsche Wirtschaft im Sinkflug.  

Eigentlich wären alle diese Faktoren für die Finanzkommunikation börsennotierter Unternehmen Herausforderung genug. Doch hinzukommen interne Themen wie knappe Budgets, fehlende Ressourcen und ein zunehmender Digitalisierungsdruck sowie eine sich rasch wandelnde Stakeholder-Landschaft. Unternehmen bleibt kaum Zeit zu reagieren.  

Hier sind zehn zentrale Thesen, die die IR-Arbeit 2025 prägen werden. 

1. Liefer- und Wertschöpfungsketten im Fokus 

Die geopolitische Dynamik und die anhaltende Ressourcen- und Energieknappheit zwingen Unternehmen dazu, ihre Kommunikation transparenter und robuster zu gestalten. In der Finanzkommunikation wird es zunehmend wichtig, Risiken aus Liefer- und Wertschöpfungsketten offenzulegen: Ob Piratenangriffe im Suezkanal, Präsidentensturz in Südkorea oder Cyberattacken aus Russland. Vorbereitung ist alles! Unternehmen, die es versäumen, im Fall der Fälle Informationen zu liefern, laufen Gefahr, von Investoren blitzschnell abgestraft zu werden. 

2. Nachhaltigkeit und Investor Relations verschmelzen 

Das Thema „Sustainable Investment“ bleibt ein zentraler Bestandteil der Finanzkommunikation. IR-Teams müssen sicherstellen, dass Nachhaltigkeitsstrategien klar und verständlich kommuniziert werden, um "Greenwashing"-Vorwürfen zu entgehen. ESG-Daten (Environmental, Social, Governance) müssen nicht nur verfügbar gemacht, sondern auch in die Kapitalmarktstory integriert werden. Der Trend zur integrierten Berichterstattung wächst, und Unternehmen müssen ihre Nachhaltigkeitsberichte als festen Bestandteil des Geschäftsberichts präsentieren. 

3. Junge Aktionäre und digitale Kanäle 

Die Generation Z wird an den Börsen aktiv und orientiert sich immer stärker an „Finfluencern“. Junge, mobile und digital versierte Anleger beeinflussen den Markt über Social Media Plattformen wie YouTube, TikTok, Instagram oder Telegram. Investorenkommunikation muss sich an diese unkonventionellen Kanäle anpassen, um die junge Zielgruppe zu erreichen.  

4. Die Rolle der Intermediäre verändert sich - Adieu Privatanlegerforum Sparkasse Hintertupfingen 

Durch den Anstieg passiver Investitionen und den Wegfall traditioneller Finanzintermediäre, wie z.B. Filialbanken vor Ort, müssen Unternehmen ihre Kommunikationsstrategie neu ausrichten. Gemeinsame Veranstaltungen von DAX-Konzernen in der Provinz-Stadthalle dürften der Vergangenheit angehören. Die Corporate Story muss hier mit schnell erfassbaren, digitalen Geschichten stärker denn je auf Vertrauen und Transparenz setzen, um die jüngeren, selbstständigen Investoren zu erreichen. Diese treffen ihre eigenen Entscheidungen und brauchen weder Bankberater noch einen klassischen Broker. 

5. Aktivismus und gesellschaftliche Verantwortung 

Der gesellschaftliche Druck auf Unternehmen wächst, insbesondere in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG). Aktivismus und Proteste werden immer häufiger zu einem Thema auf Hauptversammlungen. Eine proaktive Kommunikationsstrategie, die frühzeitig auf ESG-Themen eingeht, ist notwendig, um Konflikte zu vermeiden. Social Listening und die Analyse von Nutzerverhalten werden entscheidend, um auf mögliche Eskalationen vorbereitet zu sein. 

6. Das Datenchaos – eine Herausforderung für IR 

Mit der Zunahme von Neo-Brokern und Gen Z-Plattformen entsteht ein Überschuss an unstrukturierten Daten und neuen Informationsquellen, die rund um ein Wertpapier gebildet werden. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Finanzkommunikation in diesem Datenchaos durch konsistente und klare Kennzahlen heraussticht. Aufgabe ist es, die richtigen Informationen im passenden Format zur passenden Plattform zu bringen. Die Unternehmenswebseite sollte als „Single Source of Truth“ fungieren, um Verwirrung zu vermeiden und den Informationsfluss zu steuern. 

7. Veränderungen in der Organisation von Investor Relations 

Die Aufgaben des IR-Teams wandeln sich: Spezialisten für eine bestimmte Teilaufgabe oder Zielgruppe werden Schwierigkeiten bekommen. Unternehmen setzen immer öfter auf Generalisten, die ein breites Wissen aus verschiedenen Bereichen wie ESG, Digitalisierung und Unternehmensstrategie mitbringen. IR-Teams müssen sich hier stärker in die Unternehmensstrategie einbringen und als wichtiger Teil der Kommunikation zwischen Stakeholdern und Shareholdern agieren. 

8. Ressourcen und Fachkompetenz – Outsourcing verschafft Luft 

Die Digitalisierung hat den Bedarf an neuen, „bilanzfremden“ Kompetenzen erhöht. Gleichzeitig kämpfen viele IR-Abteilungen mit Personalengpässen, da Stellen ausgeschiedener Teammitglieder nicht nachbesetzt werden. Infolgedessen werden immer mehr Aufgaben, wie Content-Management und Analyse, an externe Dienstleister ausgelagert. Parallel dazu steigt der Bedarf an Medienkompetenz, um die Kommunikation mit den „Finfluencern“ zu optimieren. Künstliche Intelligenz (KI) kann helfen Zeit einzusparen, indem Prozesse verschlankt werden. 

9. Change Management als Schlüssel 

Die digitale Transformation erfordert tiefgreifende Veränderungen in der Unternehmenskultur und in den Arbeitsweisen. Permanentes Change Management wird somit zu einer zentralen Aufgabe, um die Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft zu steigern.  

10. Künstliche Intelligenz in der Finanzkommunikation 

Die fortschreitende Digitalisierung und der Einsatz von KI werden zunehmend auch im Bereich der Finanzkommunikation eine zentrale Rolle spielen. KI kann helfen, Prozesse zu automatisieren, Datenanalysen zu optimieren und die Kommunikation effizienter zu gestalten. Für Investor-Relations-Teams wird es entscheidend, den Umgang mit KI in ihre digitale Strategie zu integrieren, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Banken und Investorenhäuser geben den Rhythmus vor. 

2025 wird ein Jahr der Transformation 

Zwischen Neuwahlen, geopolitischen Krisen und technologischen Meilensteinen wird 2025 für die Finanzkommunikation ein Jahr weitreichender Veränderungen. Es gilt, den Herausforderungen von Digitalisierung, ESG-Anforderungen und dynamischen Themen in der eigenen Wertschöpfungskette mutig entgegenzutreten. Die Arbeit mit KI, Social Media und eine stärker integrierte Nachhaltigkeitsberichterstattung werden zentrale Bestandteile dieser Strategie sein, um die Erwartungen der neuen Generation von Investoren und die Anforderungen einer sich wandelnden globalen Wirtschaft zu erfüllen. Es bleibt spannend und wir werden wie immer genau hinschauen. Viel Erfolg!