Die neue Komplexität der Unternehmens­kommunikation – Zwischen digitaler Innovation und strategischer Neuausrichtung

Die Unternehmens­kommunikation durchläuft aktuell eine fundamentale Transformation. Während technologische Innovationen neue Möglichkeiten eröffnen, erfordern gesellschaftspolitische Entwicklungen und regulatorische Vorgaben eine strategische Neupositionierung. Diese Dynamik prägt die aktuelle Corporate Communications-Landschaft und stellt Unternehmen und deren Kommunikationsabteilungen vor vielschichtige Aufgaben.

Strategische Kommunikation im Zeichen der Transformation 

Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Mehr als drei Viertel der untersuchten Unternehmen widmen strategischen Themen eigene Website-Bereiche – ein Indikator dafür, wie zentral diese Inhalte für die Außendarstellung geworden sind. Im Fokus steht dabei die dreifache Transformation: digital, nachhaltig und gesellschaftlich.

Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung im Bereich der Digitalisierung: 80 Prozent der Unternehmen haben digitale Transformation nicht nur als Schlagwort aufgegriffen, sondern fest in ihre Gesamtstrategie integriert und präsentieren entsprechende Initiativen prominent auf ihrer Website. Dies zeigt sich in der verstärkten Kommunikation von Digital-Projekten, der Integration von Tech-Innovationen in traditionelle Geschäftsmodelle und der zunehmenden Bedeutung digitaler Kundeninteraktionen. 

Parallel dazu gewinnt das Thema digitale Ethik signifikant an Bedeutung – mit einem Anstieg von sechs Prozentpunkten auf 56 Prozent. Diese Entwicklung verdeutlicht das wachsende Bewusstsein für die ethische Dimension der digitalen Transformation. Während vor wenigen Jahren digitale Ethik noch ein Nischenthema war, hat sie sich mittlerweile als fester Bestandteil der strategischen Kommunikation etabliert. Dies zeigt, wie dynamisch sich die Kommunikationslandschaft entwickelt und wie schnell Unternehmen auf neue gesellschaftliche Anforderungen reagieren müssen. 

  • Good practice für Unternehmensstrategie: E.ON verschafft seinen Websitebesuchern auf der Unternehmensseite einen kompakten Überblick über seine Ziele, den Unternehmenszweck und bezieht sich auch die Themen Politik & Nachhaltigkeit unter: https://www.eon.com/de/ueber-uns/strategie.html.
  • In welchen Fachbereichen wird eine Unternehmensstrategie deutlich?​
  • Bei Henkel wird die Digitalisierungsstrategie über ein Video erläutert (mit Video): https://www.henkel.de/unternehmen?view=.
  • Wird die Digitalisierungsstrategie erkennbar?​

Nachhaltigkeit im regulatorischen Spannungsfeld

Die Nachhaltigkeitskommunikation durchläuft 2025 einen bemerkenswerten Paradigmenwechsel. Während Unternehmen in den vergangenen Jahren ihre Nachhaltigkeitsinitiativen noch offensiv kommunizierten, führt der zunehmende regulatorische Druck nun zu einer strategischen Neuausrichtung. Insbesondere die neue Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die Green Claims Directive der EU setzen neue Maßstäbe – und zwingen Unternehmen zu größerer Vorsicht in ihrer Kommunikation.

Diese Entwicklung manifestiert sich im Phänomen des "Green Hushing": Unternehmen werden in ihrer Nachhaltigkeitskommunikation merklich zurückhaltender. Corporate Communications Manager stehen dabei vor einer komplexen Herausforderung: Einerseits müssen sie Nachhaltigkeitsberichte an strengen internationalen Standards ausrichten, andererseits gilt es, rechtliche Risiken durch zu weitreichende Nachhaltigkeitsversprechen zu vermeiden. 

Die Konsequenzen dieser Entwicklung sind weitreichend: Die Kommunikation wird technischer und datengetriebener. Statt emotionaler Narrative und griffiger Storytelling-Ansätze dominieren nun präzise Kennzahlen und Compliance-Nachweise die Berichterstattung. Besonders auffällig ist der Rückgang persönlicher Ansprechpartner im Nachhaltigkeitsbereich – ein Trend, der die direkte Stakeholder-Kommunikation erschwert und neue Ansätze im Dialogmanagement erfordert. 

  • Die Deutsche Telekom bildet auf der Karriereseite zahlreiche Mitarbeitergeschichten ab unter: https://www.telekom.com/de/karriere/mitarbeitergeschichten.
  • Einbindung von Testimonials auf der Corporate Website
  • Welche Bedeutung spielt Nachhaltigkeit auf den Websites?
  • Bei Continental wird der CEO Nicolai Setzer auf der Unternehmensseite prominent platziert unter: https://www.continental.com/de/unternehmen/.
  • Wie kontaktfreudig sind die Unternehmen in den Fachbereichen?
  • Über die Kontaktseite von Fresenius findet man leicht die passenden Ansprechpersonen unter: https://www.fresenius.com/de/kontakt.
  • Die CR-Website von Henkel stellt auch Kontakte aus dem Team Responsibility und den Stiftungen zur Verfügung unter: https://www.henkel.de/nachhaltigkeit/kontakte.

DEI und Social Media - Globale Dynamik, lokale Strategien 

Im Bereich Diversity, Equity und Inclusion (DEI) zeigt sich eine interessante Divergenz: Während in den USA ein "DEI-Backlash" zu beobachten ist, verfolgen die 50 größten deutschen Unternehmen noch einen progressiven "Jetzt erst recht"-Ansatz. Sie integrieren DEI als fundamentalen Bestandteil ihrer Unternehmensidentität und Kommunikationsstrategie. Wie sich die US-amerikanischen Entwicklungen auf die Unternehmens­kommunikation auswirken werden, bleibt abzuwarten und wird frühestens mit dem CR Benchmark für uns sichtbar. Es bleibt zu hoffen, dass Unternehmen hier bewusst und strategisch agieren und nicht alle Errungenschaften der letzten Jahre über Board werden.  

  • Die Deutsche Telekom positioniert sich zu DEI-Themen auf der Karriereseite unter: https://www.telekom.com/de/karriere/wir-als-arbeitgeber/kultur-und-werte-leben.
  • Inwiefern positionieren sich Unternehmen zu DEI-Themen?

Innovation als strategischer Erfolgsfaktor 

Ein erwähnenswerter Trend zeichnet sich 2025 in der Innovationskommunikation ab: Obwohl fast drei Viertel der Unternehmen (72 Prozent) eine eigene Rubrik “Innovationen” auf ihren Websites etabliert haben, wagen nur wenige den Schritt zur vollständigen Transparenz. Gerade einmal 24 Prozent der Unternehmen kommunizieren konkrete Innovationskennzahlen – ein Indikator dafür, dass viele Organisationen zwar die Bedeutung von Innovation erkennen, aber noch Zurückhaltung bei der Messung und transparenten Kommunikation ihrer Innovationsleistung zeigen. 

Besonders aufschlussreich ist dabei die Rolle der Führungsebene: Nur 42 Prozent der Vorstandsmitglieder positionieren sich explizit zu Innovationsthemen. Diese verhaltene Kommunikation auf höchster Ebene steht im Kontrast zur strategischen Bedeutung von Innovation für die Zukunftsfähigkeit deutscher Unternehmen. Die Zahlen deuten darauf hin, dass viele Organisationen noch keine ausgereifte Strategie für ihre Innovationskommunikation entwickelt haben – ein Bereich, der angesichts des zunehmenden globalen Innovationswettbewerbs an Bedeutung gewinnen wird. 

  • Porsche als Gewinner im MR Benchmark positioniert sich in ihrem Mediacenter zu Innovation: https://newsroom.porsche.com/de/innovation.html.
  • Wie positionieren sich die Konzerne zum Thema Innovation?

Multimedia-Evolution und Content-Strategie 

Die Content-Landschaft erfährt eine deutliche Transformation hin zum Bewegtbild. Mit einer Durchdringung von 90 Prozent haben sich Videoformate als Standard bei Corporate Communication etabliert. Besonders die HR-Kommunikation nutzt das volle Spektrum multimedialer Möglichkeiten. Interessant ist die Entwicklung im Podcast-Bereich: Während das Format auf Corporate-Ebene stagniert, gewinnt es im Employer Branding zunehmend an Beliebtheit. 

  • Continental bildet unter Heartbeat Stories anlässlich des 150-jährigen Jubiläums zahlreiche Videos zur Unternehmensgeschichte ab: https://www.continental.com/de/unternehmen/geschichte/150-jahre-jubilaeum/heartbeat-stories/.
  • E.ON erläutert seine neue Markenkampagne zum Thema New Energy über Bewegtbild: https://www.eon.com/de/c/new-energy.html.
  • Welche multimedialen Angebote gibt es?​

Agile Unternehmens­kommunikation und digitaler Dialog im Wandel  

Die Zielgruppen der Unternehmens­kommunikation werden immer diverser, ihre Bedürfnisse komplexer. Dies erfordert neue, agile Maßnahmen und Strategien. Die Integration von künstlicher Intelligenz spielt dabei eine Schlüsselrolle – nicht nur als technologische Innovation, sondern auch als strategischer Enabler, um personalisierte Dialogformate zu schaffen. 

Erste Unternehmen bereits auf Corporate-Ebene mit KI-gestützten Lösungen experimentieren und so neue Maßstäbe in der User Experience setzen. Im HR-Bereich nutzen schon heute rund 20 Prozent der Unternehmen Chatbots und interaktive Tools, wie z.B. Cultural Fit Tests – oder ermöglichen sogar, wie die Deutsche Bahn, Bewerbungen via Chatbot. Diese Innovationen ermöglichen eine bisher unerreichte Agilität in der Kommunikation und eine echtzeitnahe Anpassung an Stakeholder-Bedürfnisse. 

Bemerkenswert ist dabei das Gefälle zwischen verschiedenen Kommunikationsbereichen: Während Employer Branding und HR-Kommunikation die Potenziale agiler, KI-gestützter Dialogformate bereits in Teilen erproben, haben CR und vor allem Media Relations hier noch deutlichen Nachholbedarf. Diese Diskrepanz verdeutlicht, dass die Integration neuer Technologien nicht nur eine technische, sondern vor allem eine strategische Herausforderung darstellt, die eine grundlegende Neuausrichtung der Kommunikationsprozesse erfordert. 

  • Good Practice bei der Deutschen Bahn zum Thema Chatbot – „Auf der Karriereseite der Deutschen Bahn ist eine Bewerbung via Chatbot möglich“ unter: https://db.jobs/de-de/chatbewerbung-10061644.
  • Wie gestaltet sich der Dialog mit den Usern?

Technische Exzellenz, digitale Services und KI-Innovationen 

Die technische Dimension der digitalen Unternehmens­kommunikation erreicht ein neues Qualitätsniveau. Das am 28.Juni 2025 in Kraft tretende Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BSFG) hat in den vergangenen Monaten zu einer regelrechten Kraftanstrengung in den Kommunikationsabteilungen geführt. Nahezu alle Unternehmen waren intensiv damit beschäftigt, ihre digitalen Angebote entsprechend anzupassen.  

Die Konzernwebsites bieten nun durchgängig mehrsprachige Inhalte, optimierte Suchfunktionen und deutlich verbesserte mobile Performance. Diese technischen Optimierungen dienen nicht nur der Compliance, sondern schaffen messbare Mehrwerte in der User Experience. 

Ein herausragendes Beispiel für den technologischen Fortschritt stellt die Siemens AG dar. Das Unternehmen nutzt als erstes die KI-gestützte Websitesuche, um Websiteinhalte intelligent zu verknüpfen und eine maßgeschneiderte User Experience zu bieten. Dieser Ansatz könnte die Zukunft der Corporate Search vorzeichnen und Unternehmen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschaffen. 

  • Good Practice von Siemens für eine KI-gestützte Suchfunktion: Siemens  ist das erste Unternehmen im Corporate Benchmark, das eine KI-generierte Suchmaschine auf der Corporate Website einsetzt. Unter: https://www.siemens.com/global/en/search.html?originLanguage=DE&originRegion=DE&q=Umsatz+2023&tab=global.
  • Welche Service-Features gibt es?​

Ausblick und strategische Implikationen 

Die vergangenen zwölf Monate waren dabei stark von regulatorischen Anpassungen geprägt: CSRD, BSFG und weitere Compliance-Anforderungen haben erhebliche Ressourcen gebunden.  

Diese zwangsläufig notwendigen Entwicklungen haben die Webseiten zwar aus technisch und regulatorischer Sicht vorangebracht, aber die eigentliche kommunikative Weiterentwicklung und Innovation musste dabei häufig zurückstehen. 

Nun besteht die Chance, dass diese grundlegenden Investitionen Früchte tragen und Unternehmen wieder verstärkt in zukunftsweisende Kommunikationsformate, dialogorientierte Ansätze und innovative Content-Strategien investieren können. Der Erfolg wird künftig von der Fähigkeit abhängen, technologische Innovation, gesellschaftlichen Wandel und regulatorische Anforderungen strategisch zu orchestrieren. Die Balance zwischen persönlicher Nähe und digitaler Exzellenz, zwischen globalen Trends und lokaler Positionierung entwickelt sich zur zentralen Managementaufgabe von Corporate Communications. 

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